Projekt:
Renovierung Oberlinger-Orgel Stadtkirche Annweiler

Trotz notwendiger Sofortmaßnahmen im Jahr 2023 steht eine große Sanierung der Oberlinger-Orgel in der Stadtkirche an. Über die Jahre haben sich Staub, Schmutz und Feuchtigkeit in den vielen, teils filigranen Einzelteilen des Instruments niedergelassen. Die Orgel braucht, mit anderen Worten, einen „Großputz“, was bedeutet, dass Pfeifen, Windladen und Traktur ausgebaut, gereinigt und neu gestimmt werden müssen.

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 Kosten: ca. 20.000 €

Zeitrahmen: bis 2029

Wie können Sie uns unterstützen:

  • besuchen Sie unsere Konzerte zugunsten der Orgelrenovierung;
  • unsere „Spendenorgelpfeife“ freut sich über jeden Cent, den Sie einwerfen (Geldscheine werden natürlich auch nicht verschmäht);
  • unterstützten Sie unser Projekt „Orgelpfeifenpatenschaften“ – Näheres demnächst

70 Jahre Obelinger Orgel

Damit es nicht vergessen wird!

Siebzig (70) Jahre Orgelklänge in der Stadtkirche Annweiler

 Das Datum: 19. Juli 1953 ist vielen Annweiler Kirchgänger oder Konzertbesucher sicherlich nicht mehr bewusst. In der Geschichte der Stadtkirche aber bildet dieses Datum einen besonderen Eckstein in der Kirchenmusik. Vor siebzig Jahren wurde die neue, heutige Orgel der Stadtkirche, feierlich eingeweiht.

In der Orgelbauwerkstätte der Gebrüder Oberlinger, Windesheim bei Bad Kreuznach ist die Orgel entstanden. Sie ist ein Kunstwerk von hohem Rang, eine Barockorgel mit großer Klangreinheit wie sie selten anzutreffen ist. Annweiler Bürger und Gemeindeglieder konzipierten die neue Orgel. Der Entwurf des Orgelprospektes stammt von Oberbaurat Otto Seibel, dem auch die künstlerische Gestaltung der wiederaufgebauten Stadtkirche oblag. Die besondere Klangschönheit der Orgel mit ihren 25 Registern, deren Klangreinheit und Fülle in unzähligen Versuchen ermittelt und dann konzipiert wurde, verdanken wir dem späteren Kirchenmusikdirektor Adolf Graf, Annweiler, der auch die neue Orgel in einem Orgelkonzert am gleichen Tage der Weihe den in überaus großer Zahl erschienen Kirchenmusikfreunden vorgestellt hatte.

Das Orgelwerk wird nicht elektronisch intoniert, sondern mit Tastendruck mechanisch bewegt. Die finanziellen Erlöse vieler kirchenmusikalischer Veranstaltungen des Kirchenchores, unter der Leitung von Arthur Voos, Kapellmeister und späterer Organist an der Stadtkirche, bildeten den Grundstock zur Finanzierung, damit eine solche Barockorgel überhaupt in Auftrag gegeben werden konnte. Auf dem Spendenkonto sammelten sich kleinere und größere Beträge an, auch von ehemaligen, nach Amerika ausgewanderten Annweilerer, die in den Nachkriegsjahren für so manchen Teller heißer Suppe sorgten und dafür die nötigen Geld- und Lebensmittelspenden über den Ozean sandten.

In einem Fundstück besonderer Art lesen wir: „Ich habe heute eine Postanweisung der Kreissparkasse Annweiler für Konto 2812 - Orgelbaufonds- der protestantischen Kirchengemeinde Annweiler ausgestellt. Obwohl ich nicht in Annweiler geboren bin, hatte ich das Vorrecht, 1916 die Heimat meiner Mutter zu besuchen. Dabei war ich zur Andacht auch in der Stadtkirche, wo meine Mutter getauft und konfirmiert wurde. Meine Mutter ist eine geb. Magdalena Diehl und ist 1892 von Deutschland nach der USA gekommen. Die Liebe zur alten Heimat hat sie immer noch und wurde auch in uns eingepflanzt. Mit herzlichen Grüßen Ihre Madleine Engel.“

In einem weiteren Brief lesen wir: „Vor einigen Wochen erhielt ich einen Brief mit dem Bild der alten Orgel und der neuen Orgel. Am 1. Juli ging ich zur Bank, um etwas zu schicken. Da habe ich mit einem deutschen Herrn gesprochen, der schaute sich das Orgelbild an und las das Schreiben. Dann sagte er, für den Wiederaufbau solcher Zwecke soll ich Sperrmark schicken da bekommt man mehr Dollar. Da habe ich durch die Bank DM 1.000,- Sperrmark schicken lassen. Es ist ein Geschenk von mir und meinem Mann zur Erinnerung an unser Enkelkind, das am 18. Dez. 1935 geboren und am 18. Febr. 1953 gestorben ist. Ihr Name: Elisa Carolina Crapp. Das ist ein großer Schmerz, wir können es nicht überwinden. Mit herzlichen Grüßen an alle Bekannten, Elise Engelhardt geb. Seiter.“

Zu Ehren und zum Gedächtnis dieser hochherzigen Stiftung wurde in eines der Register, vermutlich in das „Gemshorn“ der Name der Eheleute Engelhardt und des verstorbenen Enkelkindes eingeschlagen.

Der Festgottesdienst am 19. Juli 1953 begann um 9:30 Uhr, die Einweihung der neuen Orgel nahm Dekan Rettig, Bergzabern vor, die Festpredigt hielt Dekan Roos, Ludwigshafen, die Liturgie des Gottesdienstes oblag Pfarrer Weil. Neben dem Kirchenchor wirkte ein Instrumentalkreis aus Speyer, sowie der Posaunenchor Ludwigshafen mit. Mit dem Orgelchoral: „Lobet den Herren, den mächtigen König der Ehren“ ließ Adolf Graf die ersten Töne der Register der neuen Orgel erklingen.

Günter Frey